Das Wichtigste, Punkt für Punkt:
In einer Notwehrsituation hat der Täter sich entschieden, einen anderen Menschen schwer zu verletzen (hier auch: zu vergewaltigen) oder zu töten.
Es handelt sich um eine Täter-Opfer-Beziehung, nicht um eine Beziehung zwischen möglichst gleichwertigen Gegnern wie im sportlichen Wetttkampf, im Boxring oder auf der Matte.
Der Täter wählt sich ein Opfer, weil er davon ausgeht, dass dieser Mensch ihm unterlegen ist und er mit diesem (vermeintlich wehrlosen) Menschen machen kann, was er will.
Mit einem (fairen) Wettkampf hat eine Notwehrsituation NICHTS zu tun, es ist das genaue Gegenteil!
Die wichtigste Regel in einer Notwehrsituation:
WEGLAUFEN, wann immer möglich!
Noch besser: Gar nicht erst in diese Situation kommen!
Vorausschauendes Denken ist immer eine gute Idee.
Der Intuition, dem Bauchgefühl, dem so genannten 6. Sinn trauen!
Das mulmige Gefühl und die Angst nicht rationalisieren!
Raus aus der Situation, sofort, wann immer möglich!
Sich nicht unnötig Gefahren aussetzen!
Weglaufen, wann immer möglich!
So bitter es ist: Die Wahrscheinlichkeit, dass einem geholfen wird, ist gering. Auch und gerade, wenn viele Menschen zugegen sind.
Es gibt drei (und nur drei) reflexhafte Reaktionen auf einen unmittelbaren Angriff: Flucht, Angriff und Erstarren. („Fight-or-Flight-Response”)
Wenn Weglaufen (Flucht) nicht möglich ist, zielgerichtet handeln!
Zielgerichtet handeln meint: so schnell wie möglich aus dem (kaum vermeidbaren) Erstarren (Freeze) herausfinden und angreifen.
Unser Motiv in einer Notwehrsituation ist Selbstverteidigung, die Schwachpunkte des Täters anzugreifen (Fight) ist das erforderliche Mittel.
Der Grund, warum Menschen erstarren, ist neben dem ersten verständlichen Erschrecken weniger Angst als Inkompetenz. Das Opfer weiß schlicht nicht, was zu tun ist und tut darum gar nichts.
Eine Notwehrsituation ist in der Regel ein sehr chaotisches Geschehen.
Unser ZIEL kann in einer Notwehrsituation nur lauten:
Sicherzustellen, dass der Täter aufhört mit dem, was er tut.
Den Frauen ohne Kampfsporterfahrung sei gesagt: Kampfsporterfahrung hilft hier nur bedingt!
Um es einmal zurückhaltend zu formulieren.
Warum ist das so?
In einer Wettkampfsituation gelten Regeln und die Beteiligten halten sich daran. Wer sich nicht an die vereinbarten Regeln hält, wird disqualifiziert.
In einer Notwehrsituation hält der Täter sich an keine Regel. (Anti-soziale Gewalt)
Wer als Kampfsportler gelernt hat und immer wieder übt, fair zu sein und sich an Regeln zu halten (zum Beispiel: seinen Gegner im Wettkampf nicht zu verletzen), der ist vom regellosen Geschehen in einer Notwehrsituation häufig überfordert.
Die allermeisten Experten für Gewaltanwendung (Gewaltverbrecher, die wegen Körperverletzung, Mord und Totschlag im Gefängnis sitzen) haben noch nie eine Kampfsportschule von innen gesehen.
Auswendig gelernte Bewegungen (choreografierte Techniken) sind in einer Notwehrsituation kaum verfügbar. Auch wenn sie im Training automatisiert worden sind.
Denn:
Der Körper verändert sich massiv, wenn ein Mensch Angst um sein Leben oder seine Gesundheit hat.
Feinmotorische Bewegungen sind dann gar nicht mehr, komplexmotorische Bewegungen kaum mehr möglich, der Körper beschränkt sich auf grobmotorische Bewegungen.
(Grobmotorische Bewegungen sind die einfachen Bewegungen, die wir schon als kleine Kinder konnten.)
Die meisten Kampfsport-Techniken bestehen aus komplexmotorischen Bewegungen und sind zwar im WETTKAMPF, nicht aber in Notwehrsituationen verfügbar.
Darum ist es sinnvoll, ganz schlichte grobmotorische Alltagsbewegungen, die wir seit Jahren oder Jahrzehnten täglich praktizieren, auch in der Notwehrsituation zu nutzen.
Die meisten Bewegungen, die GELERNT werden müssen, werden – wie Vokabeln – ebenso schnell auch wieder vergessen. Ausnahmen sind zum Beispiel: die Bewegungen beim Schwimmen oder beim Radfahren.
Wenn-dann-Beziehungen (wenn der Täter dies tut, dann tue jenes) werden ebenso schnell wieder vergessen.
Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, wie der Täter angreifen könnte und man kann sich nicht auf alle Eventualitäten vorbereiten, darum:
Statt zeitaufwändig auf die einzelnen Angriffe des Täters zu re-agieren, ist nach dem Ignoranzprinzip vorzugehen.
Wie auch immer der Täter angreift:
Wir handeln, indem wir die Schwachpunkte des Täters (und ausschließlich diese!) angreifen.
Ist die Frau körperlich unterlegen, ist alles andere wenig erfolgversprechend.
Jeder Mensch hat Schwachpunkte.
Selbst ansonsten unbesiegbare Helden waren verwundbar: der griechische Halbgott Achilleus an seiner Ferse, Siegfried in der Nibelungensage an einer Stelle zwischen seinen Schulterblättern.
Normalsterbliche haben etliche Schwachpunkte.
Nichts Geheimnisvolles, wir alle kennen diese Stellen:
Augen, Ohren, Nase, Kehlkopf, Hals, Solar Plexus, Weichteile, Knie, Fuß. Und ein paar mehr.
Schwachstellen können vom Täter kaum geschützt werden.
Angriffe auf diese Schwachstellen dürfen nur in Notwehrsituationen erfolgen, da sie schwere Verletzungen nach sich ziehen können.
Die ENTSCHEIDENDE ERKENNTNIS: Auch die körperlich unterlegene Frau kann die Schwachpunkte des Täters erfolgreich angreifen!
Diese Angriffe muss man ÜBEN. Am besten unter kompetenter Anleitung.
Das dauert allerdings nicht Monate oder Jahre (wie die Vorbereitung auf sportliche Wettkämpfe), sondern – gehirngerecht (!) vermittelt – Stunden oder Tage.
Im Einzeltraining mit mir lernen Sie sehr, sehr schnell.
Auch und gerade wenn Sie keine Kampfsport-Vorerfahrung haben! (Sie haben dann weniger zu verlernen.)
Die Erfahrung zeigt: Frauen, die ein Notwehrseminar (ich biete seit November 2023 nur noch Einzeltrainings gemeinsam mit meiner Co-Trainerin an!) absolviert haben, in dem wir uns auf das Wesentliche konzentrieren und vor allem all das lassen, was effektives Handeln verhindert, sind enorm selbstverteidigungsfähig.
Und für Frauen, die nicht ihr ganzes Leben dem Thema Selbstverteidigung widmen möchten, reicht dieser Zuwachs an Handlungskompetenz in der Regel vollkommen aus.