Braucht es nicht Jahre intensiven Trainings, um all die Techniken zu erlernen, mit denen ich im Ring und auf der Matte punkten kann?
Ja.
Selbstverständlich.
Um mich in einem sportlichen Wettkampf mit einem gleichwertigen Gegner messen zu können, muss ich in der Regel viel und hart trainieren.
Wenn ich dazu nicht bereit bin, ist die Aussicht auf eine Medaille gering.
Eine Notwehrsituation aber hat mit sportlichem Wettkampf nichts zu tun.
Einen Punkt zu machen, besser zu sein als der andere, die richtige Technik, die mir meine Kampfkunst vorgibt, anzubringen − all das ist überhaupt nicht relevant.
Die meisten Techniken, die ich über viele Jahre trainiert habe, kann ich in einer Notwehrsituation nicht nutzen, da der Körper zu solchen Bewegungen gar nicht mehr in der Lage ist.
Die grobmotorischen Bewegungen (Gross Motor Skills), die der adrenalingeflutete Körper noch auszuführen vermag, beherrscht jedes Kind.
Alles darüber hinaus ist nicht mehr verfügbar.
Bewegungen zu trainieren, die in Hochstresssituationen nicht mehr funktionieren, ist kontraproduktiv.
(Auch wenn solche Bewegungen in den meisten »Selbstverteidigungskursen«, die auf Kampfsport und Kampfkunst basieren, eifrig trainiert werden. In Unkenntnis der physiologischen und neurologischen Gegebenheiten, was fein-, komplex- und grobmotorische Fertigkeiten in Notwehrsituationen betrifft.) → Kampfkunstmärchen
Die Bewegungen, die Sie brauchen, um sich in einer Notwehrsituation angemessen zu verhalten, müssen Sie trainieren.
Sie tun es. Jeden Tag. Seit zwanzig, dreißig, vierzig, fünfzig Jahren.
Das, was Sie glaubten, noch lernen zu müssen, beherrschen Sie schon längst.